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Germanier, Patrick: Rocailles (1993)
Rocailles ist ein Begriff aus der Kunstgeschichte und ein Grundelement der wortverwandten Stilrichtung des Rokokos. Ursprünglich als Bezeichnung für eine «unregelmässige Perle» verwendet, stand der Begriff bald für die geschwungenen, muschel- und rankenförmigen Ornamente, welche die überbordende Pracht des Rokokos ausmachen.
Auf der Betonmauer breitet sich ein feines, netzartiges Ornament aus. Durch den sparsamen Eingriff irritiert, werden die Vorbeigehenden zunächst zur Wand hingelockt. Der Wunsch, das Werk in seiner Gesamtheit zu sehen, zwingt sie aber wieder Distanz einzunehmen und sich zu bewegen. Dieses Meer von Sechsecken erinnert an Bienenwaben oder Schlangenhaut und führt bei den Betrachtenden dazu, die Wand als dreidimensionale, räumliche Erscheinung wahrzunehmen. Er beabsichtigte nicht, der grauen Monotonie der kahlen Betonwand ihr natürliches «Wesen» zu nehmen, sondern er wertet den wenig repräsentativen Raum durch eine relativ simple, aber sehr wirkungsvolle Veränderung der Oberfläche auf. Dem Garten und der Umgebung setzt diese zurückhaltende Arbeit nicht etwas entgegen, sondern weist auf die bereits vorhandene Schönheit hin.
Patrick Germanier wurde in Basel geboren und studierte Kunst an der Hochschule Luzern. Seither ist er in verschiedenen Bereichen wie Landschaftsgestaltung, Steinbearbeitung, Fotografie oder Installation, tätig und realisiert ebenfalls ortsspezifische Projekte im privaten sowie öffentlichen Raum. Patrick Germanier lebt mit seiner Familie in Lanzarote und setzt sich auch für den internationalen kulturellen Austausch mit der Kanarischen Insel ein.
Patrick Germanier, Rocailles, 1993, Wandgestaltung, Tiefrelief, gestockt auf Beton, 300 x 4700 cm, Jugendherberge, Allmendstrasse 8, Eigentum Stadt Zug