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Mullican, Matt: Signpost for Ideas (1996)
Der Künstler hat den einzelnen geometrischen Elementen der Türme individuelle Bedeutungen in Bezug auf das menschliche Leben zugemessen: Die bekrönende rote Kugel steht für das Denken und den Geist (das Subjektive), der schwarze Kubus für die Sprache, der kleinere gelbe Würfel für die Kunst, der wieder grössere blaue für die Welt und die acht grünen Kugeln für das Materielle. Mit den piktogrammähnlichen Symbolen auf den Elementen der kleineren Skulptur veranschaulicht Matt Mullican seine eigene Vorstellung der Welt und des Lebens. Die Modelle sollen die Realität abbilden und so selber zur Realität werden. Mullicans Zeichen repräsentieren keine tatsächliche Welt, sie bilden vielmehr ein eigenes imaginäres Universum der Kunst. Der von Mullican bespielte Platz ist Element einer fiktiven Stadt, die der Künstler mit einem Hochleistungscomputer entwickelt hat. Im Innern der Bank führt Mullican sein Werk mittels grosser Wandbilder (Frottagen) fort. Wie früher die alten Enzyklopädien sammelt der Künstler die heutige Welt in Form von Piktogrammen. Er erfindet Symbole für Gott, Engel, Geburt und Tod, aber auch für die alltäglichsten Handlungen. Matt Mullicans Platzgestaltung Signpost for Ideas verbindet die Wirklichkeit mit einer künstlerischen Utopie.
Der Künstler räumt dem Betrachter jedoch sämtliche Freiheit zur individuellen Interpretation ein. Mullicans künstlerische Mission war und ist das Begreifen von Lebensprozessen, wie der heute 66-Jährige bei der Enthüllung des Kunstwerks im September 1996 sagte. Nicht nur die Aussage der Plastik war für ihn massgebend, sondern genau so deren Anordnung und Bezug zum Standort. Nicht ohne Grund hat er die beiden Türme genau auf den Fluchtpunkten der beiden Einkaufspassagen platziert, um so eine Verbindung zwischen diesen beiden Zeilen des öffentlichen Lebens zu schaffen.
Die Wirkung und das vom Urheber beabsichtigte Platzierungskonzept wären um ein Haar zum Scheitern verurteilt gewesen. Das gewölbte Glasdach der Ladenpassage zog sich ursprünglich in Form eines Portikus über den gesamten Platz bis fast zur Gotthardstrasse hin. Die SBG (später UBS) und die Mieteigentümer-Gemeinschaft beschlossen, den bereits erstellten Portikus wieder abzutragen, weil sich nach Vollendung des Bankgebäudes kein stimmiges Gesamtbild ergeben hätte, so einst die Begründung. Die SBG hatte zudem ihr Interesse angemeldet, den Platz auf eigene Kosten mit diesen Werken von Matt Mullican zu gestalten, wobei der Portikus abermals hinderlich gewesen wäre – und selbstverständlich minderte er auch die Wahrnehmung des Bankgebäudes. Der Stadtrat erteilte darauf die Abbruchbewilligung. Jedoch wurde das Vorhaben vorerst gestoppt, nachdem eine Motion eingegangen war, den Portikus zu erhalten. Die SBG als Initiantin der Kunstwerke liess verlauten, dass sie die Skulpturen im Innenhof aufstellen werde, sollte der Portikus bestehen bleiben. Schliesslich nahm der Rechtsstreit ein Ende, als das Verwaltungsgericht entschied, den Abbruch zu genehmigen. Anfang Juli 1996 wurde die Säulenhalle demontiert. Jetzt war der Platz frei für Matt Mullicans Plastiken, deren Enthüllung die Fertigstellung des Metalli-Komplexes markierte.
Wo die grössere der beiden Mullican-Skulpturen in den Himmel ragt, stand ursprünglich ein Portikus als Verlängerung der überdachten Ladenpassage. Nach dessen Abriss konnte die SBG (UBS) als Eigentümerin die Kunstwerke platzieren.
Der Kalifornier Matt Mullican (*1951), in Santa Monica (USA) geboren, studierte in den frühen 1970er-Jahren am California Institute for the Arts. Heute lebt und arbeitet er in New York. Sein international breit diskutiertes Werk entzieht sich weitgehend gängigen Kunstkategorisierungen und Zuordnungen. Seit 1978 befasst sich Mullican mit der Hypnose. Ob seine Performances in hypnotischer Trance vor Publikum oder seine Arbeit in der Abgeschiedenheit seines Ateliers, es geht im Wesentlichen darum, das rationale Prinzip weitgehend ausser Kraft zu setzen und die Führung im künstlerischen Schaffensprozess möglichst vollständig dem Unterbewusstsein zu überlassen. Seit den Achtzigerjahren steht die Entwicklung eines komplexen Zeichensystems im Zentrum von Mullicans Interesse, mit dem Anspruch einer umfassenden Kosmologie. Der Kalifornier generiert sogar ein eigenes, höchst komplexes Sprachsystem, mit dem er seine Kosmologie modellhaft zu erfassen ersucht. Seit 2009 ist er Professor für zeitbasierte Medien an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Mit seinem Werk ist er an zahlreichen Ausstellungen auf der ganzen Welt präsent.
Matt Mullican, Signpost for Ideas, 1996, Installation, Metall und Kunststoff, diverse Masse, Metalliplatz, Eigentum UBS AG