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Rickenbacher, Josef: Der gute Hirte (1968)

Das Oeuvre von Josef Rickenbacher umfasst sowohl realistische Figürlichkeit als auch radikal vereinfachte Form, von der kleinen Skulptur bis zur grossen Plastik, meist in Bronze gegossen, seltener in Stein gehauen. Über dem Eingang der 1936 / 37 von den Architekten Stadler und Wilhelm errichteten Pfarrkirche Guthirt befindet sich das Werk Der gute Hirte von Josef Rickenbacher. So haftet seiner religiösen Figur auf dem Platz der Guthirt-Kirche etwas Archaisches, ja zutiefst Bodenständiges an, indem sie sich aus dem Block und vom Boden in die Höhe entwickelt. Die Plastik Der gute Hirte ist ein kleiner, feiner Blickfang auf der schlichten Plattenfassade. Rickenbachers Kunstwerk Der gute Hirte ist nicht nur ein Zeugnis aus der Mitte des letzten Jahrhunderts, sondern geht bis heute eine symbiotische Beziehung mit der Guthirt-Kirche ein und hat dadurch nichts von seiner Aussagekraft verloren.

Die Bronzeplastik zeigt Jesus Christus, der ein Lamm in den Armen hält und somit einen guten Hirten darstellt, der seine Herde lenkt und schützt. Im Christentum ist der gute Hirte eine der ältesten und weitverbreitesten Charakterisierungen für Jesus Christus. Er steht auf einem Felsen, aus dem ein Bäumchen emporwächst. Über seine Schultern ist ein Mantel gelegt, und um den Bauch trägt er einen Gürtel mit Kelch. Christus ist frontal ausgerichtet. Seine Haltung ist aufrecht, der Blick sinnierend in die Ferne gerichtet. Die Formensprache ist abstrahiert. Die Oberfläche ist sanft modelliert, die Bearbeitungsspuren der tönernen Gussform sind sichtbar. Die eloxierte Bronze erscheint dunkel und patiniert.

Als 1968 der Chorraum der Kirche durch den Architekten Hanns A. Brütsch neugeordnet und durch Josef Rickenbacher neugestaltet wurde, kam Der gute Hirte an den Aussengiebel. Rickenbacher arbeitete oft mit Brütsch zusammen, für den er verschiedene sakrale Räume ausgestaltete. So schuf er Ambo und Taufstein für den Altarraum der Pfarrkirche Bruder Klaus in Oberwil / Zug, die Ferdinand Gehr zur gleichen Zeit mit Wandbildern schmückte.

Josef Rickenbacher (1925-2004) wurde in Steinen (SZ) geboren. Von 1942 bis 1946 absolvierte er eine Bildhauerausbildung an der Kunstgewerbeschule in Luzern. Anschliessend arbeitete er im Grabmalatelier Jeker in Bern sowie bei den Bildhauern Karl Geiser in Zürich und Albert Schilling in Arlesheim (BL). 1949 übernahm er das Atelier von Fritz Wotruba in Zug. Wiederholt bezeichnet Josef Rickenbacher das freie Schaffen als «Dessert», denn «da kann man sich erholen, da trifft man sich selber, kann sich geben, wie man ist. Freies Schaffen widerspiegelt, wie es um einen steht, was du bist. Die Schwierigkeit besteht jedoch darin, dass man wirklich frei ist und sich von allem ringsum lösen kann.» Ebenso plädierte der Bildhauer immer wieder für das Risiko, das er als Freischaffender schon früh selber eingegangen war. 1983 erhielt er den Kulturpreis des Kantons Zug. Mit seinem Werk ist er im öffentlichen und sakralen Raum in der ganzen Schweiz präsent.

Josef Rickenbacher, Der gute Hirte, 1968, Plastik, Bronze, Kirche Guthirt, Baarerstrasse 62, Eigentum Stiftung Kirche Guthirt
Josef Rickenbacher: Der gute Hirte