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Wotruba, Fritz: Grosse stehende Figur (1966)

Wotrubas Werk Grosse stehende Figur auf der Wiese vor dem Kunsthaus Zug ist auf der Grundform des Kubus aufgebaut. Bei der hohen, schmalen Bronzeplastik löst der Künstler zunehmend die figürlichen Komponenten zugunsten geometrischer Abstraktion auf. Wotruba wehrte sich aber zeitlebens gegen die Bezeichnung «Postkubismus». Die Grosse stehende Figur zieht die Betrachter mit ihrer ungeschliffenen, rohen, energievollen und geheimnisvollen Art in ihren Bann und lässt sie so schnell nicht wieder los.

Die Bronzeplastik ist aus scheinbar aufeinander und nebeneinander gestapelten, kleinen und grossen, schmal- und breitrechteckigen Quadern gebildet. Sie antwortet, schlank und zum Himmel gestreckt, auf die in der Nähe platzierte Grosse liegende Figur (1960), ebenfalls von Fritz Wotruba. Wie bei diesem Werk bilden die aus einem Guss, aber wie auf- und nebeneinandergefügt wirken. Den Quader mit den bewegt modellierten Oberflächen ein feines und stimmiges Ganzes, das je nach Sonneneinstrahlung verschieden wirkt. Aus der Distanz betrachtet, erinnert die Bronzeplastik in ihren abstrahierten Formen an eine zierliche, stehende Person. Sie lässt durch die zusammenspielenden, geometrischen Formen auch Raum zur Interpretation zu und lädt zum Innehalten und Nachdenken ein.

Fritz Wotruba und seine Frau Marian hatten während ihrer Exilzeit in Zug von 1938/39-1945 eine sehr enge Freundschaft mit dem Sammlerehepaar Fritz und Editha Kamm begründet, welche von lebenslangem Bestand sein sollte. Auch die Zuger Kunstgesellschaft pflegte einen intensiven Kontakt mit Wotruba, kaufte Werke an und veranstaltete Ausstellungen mit ihm. Zeugnis dieser langen und tiefen Freundschaft sind die zahlreichen Werke in der Stiftung Sammlung Kamm, die grösstenteils mit Beratung des Künstlers erworben wurden. Die Bestände der Zuger Kunstgesellschaft, der Stiftung Sammlung Kamm sowie Dauerleihgaben bilden neben dem von der Fritz Wotruba Privatstiftung im 21er Haus in Wien verwalteten Nachlass die wichtigste öffentliche Sammlung von Werken des Künstlers.

Fritz Wotruba (1907-1975) wurde in Wien geboren. Von 1926 und 1929 studierte er Bildhauerei an der Kunstgewerbeschule in Wien. Aus politischen und wirtschaftlichen Gründen verliess er 1933 zusammen mit seiner Frau Marian sein Heimatland; von 1938 bis 1945 lebte das Ehepaar Wotruba in Zug im Exil. Wotrubas Atelier an der Weinbergstrasse 4 in Zug war ein beliebter Treffpunkt vieler Künstler und Intellektueller. Durch seine Exiljahre in Zug während des Zweiten Weltkrieges schloss Fritz Wotruba enge Freundschaften in der Stadt und grosse Unterstützung und Wertschätzung erfuhr, blieb im Grunde seines Herzens immer Wiener. Kurz nach dem Krieg kehrte er in die Hauptstadt zurück. Hier war er an die Akademie der Bildenden Künste berufen worden, wo er bis zu seinem Tod eine Meisterschule für Bildhauerei leitete. Wotruba nahm die Anregungen der Schweizer Kunstschaffenden und Intellektuellen auf, konnte seine Schaffenskrise während des Krieges aber erst nach Wien zurückgekehrt überwinden und die vielen Eindrücke umsetzen. Wotruba wurde sechs Mal an die Biennale von Venedig eingeladen. Seine Werke zeigte er an zahlreichen Ausstellungen in Österreich, Deutschland, Frankeich, Italien, den USA und der Schweiz.

Fritz Wotruba, Grosse stehende Figur, 1966, Plastik, Bronze, 195,5x27x58 cm, Kunsthaus Zug, Dorfstrasse 27, Eigentum Kunsthaus Zug, Schenkung Lucy Wotruba
Fritz Wotruba