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Laudatio auf Heinz Hertach
Vor fünf Jahren hat Heinz Hertach zum 25-ten Jubiläum der Zuger Kulturstiftung Landis & Gyr geschrieben: „Eine besondere Verpflichtung verbindet die Stiftung mit Stadt und Kanton Zug sowie mit der Region Innerschweiz insgesamt. Die Stiftung misst dem dichten und bunten Gewebe lokaler und regionaler Veranstaltungen, Projekte und Unternehmungen eine wichtige soziokulturelle Bedeutung zu. Sie bekennt sich deshalb ausdrücklich zu ihrer regionalen Förderungsaufgabe.“
Es ist wohl einzigartig, dass eine kulturelle Förderungsinstitution, die ihr Fundament privater Initiative und Grosszügigkeit verdankt und ihren Wirkungskreis seit mehr als 15 Jahren weit über die Landesgrenzen hinaus ausgedehnt hat, ein solch deutliches Bekenntnis zum kulturellen Schaffen an ihrem Gründungsort und seiner Umgebung abgibt. Als ob dieses Bekenntnis, dem wir in unserer Kulturwelt täglich lebendig begegnen, noch eines räumlichen Beweises bedürfte, hat die Stiftung mit Bau, Einrichtung und Betrieb der Ateliers in der Maria Opferung einen Ort geschaffen, an dem einem Credo des Austausches, des Kennenlernens, des Abbauens von Berührungsängsten und der Öffnung der Scheuklappen in nächster Nähe sichtbar nachgelebt wird. Kultur fördern indem man Räume schafft, ist nur eine der Spezialitäten Heinz Hertachs, eines Kochs, der eigentlich immer an mehreren Orten der Welt ein kulturelles Gericht am Garen hat.
Der Vergleich mit dem Koch hat allerdings insofern einen Mangel, als dass ich auf der ganzen Welt nie einen Küchenmeister getroffen habe, der es an Bescheidenheit nur im entferntesten mit Heinz Hertach aufnehmen könnte. Der Vergleich gewinnt dann allerdings wieder an Präzision, weil der Angesprochene vielen Köchen ähnlich Pächter und nicht Eigentümer seines gastlichen Hauses ist, dafür aber für die Qualität des Servierten alle Verantwortung übernimmt. Und wenn ich mir die gehaltsvollen Laudationes aus berufenstem Munde vor Ohren führe, welche Heinz Hertach während dem Lucerne Festival mit erlauchtesten Namen der Geistesgeschichte verglichen haben, und wenn mir das – zwar von einigem Lächeln aufgehellte steinerne Gesicht des so Geehrten vor meinen Augen erscheint, dann bin ich fast sicher, dass er sich den Vergleich mit einem Pfannenhantierer heute Vormittag in diesem engen Kreis gefallen lässt.
Heinz Hertach hat der Zuger Kulturstiftung Landis & Gyr – wie es im offiziellen Papierton heisst – während 30 Jahren als Geschäftsführer vorgestanden. Ich meine, dass hier die vergleichende Titulierung eines Pächters und Kochs schon sehr viel näher kommt. In seiner Küche sind die Ingredienzen zum bekömmlichen Gericht der lokalen und regionalen Kulturförderung gemischt worden, zu einem Gericht von unverwechselbarem Gout. Er hat den Kopf aus seiner Küche gestreckt nach London und Berlin zuerst und er hat seinen Gästen auch im Ausland ein gastliches Haus errichtet. Von den meisten Köchen und Pächtern unterscheidet er sich aber durch die Fähigkeit sowohl zur
Kreativität wie auch zum Geld ein ungebrochenes Verhältnis zu pflegen.
Heinz Hertach hat der Stiftung ein unverwechselbares Gepräge gegeben, mit einem Konzept auf der Basis des Austausches und der Gegenseitigkeit und allen Einbahnstrassen abhold. Das wirksame Engagement beim Aufbau des „Institute for advanced Study“ in Budapest und bei der Gründung des „New Europe College“ in Bukarest sind Zeichen seiner Überzeugung, dass lokale Strukturen gestärkt werden müssen, wenn ein echter Austausch zustande kommen soll. Das Engagement ist Zeuge dafür, dass eine Partnerschaft zwischen Ost und West nicht allein von politischen und wirtschaftlichen Interessen getragen sein darf, sondern den Austausch von Kultur und Wissenschaft dringend benötigen.
Wenn der Pächter und Koch dann jeweils von seinen Streif- und Aktionszügen aus englischen, berlinerischen, rumänischen und ungarischen Gefilden zurückkommt, den Kopf voll mit neuen Rezepten und den Koffer mit anregenden Gewürzen, dann warten die ungeduldigen Gäste des Lucerne Festivals, des Zuger Kunsthauses, des Zürcher Opernhauses, der TMGZ mit vielen anderen im heimischen Gasthaus am gedeckten Tisch, um auch ihren Teller zu bekommen und die Anregungen gratis dazu. Und sie schauen gemeinsam mit den ausländischen Gästen, die ihnen längst keine Unbekannten mehr sind, auf das dreissigjährige Wirken eines besonderen Menschen, eines besonderen Pächters, eines besonderen Kochs, der die Küche und das gastliche Haus
aufgeräumt und mit einer auserlesenen Gästeliste seiner Nachfolgerin zum Weiterwirken übergibt.
Wir mischen uns bescheiden, dankbar und anerkennend in die Gästeschar, verteilen weder Punkte noch Sterne sondern nur einen kleinen Lebkuchen, der dem grossartigen Stiftungs-Küchenmeister bei seinen Gerichten noch fehlte, mit denen er unserer Stadt einen besonderen Namen im europäischen Kultur- und Geistesleben geschaffen hat.
Christoph Luchsinger, Stadtpräsident