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Diskussion in der Moschee Steinhausen: Zeitgemässe Auslegung des Korans gefordert
Stadtschreiber Arthur Cantieni orientierte über die Städtefreundschaft Zug –Kalesija (Bosnien-Herzegowina), welche einen Beitrag zur Völkerverständigung und zum besseren Verständnis der unterschiedlichen Kulturen leisten will.
Barbara Gysel, Kopräsidentin Asylbrücke Zug und Moderatorin der Diskussion, wies darauf hin, dass es den einen Islam nicht gibt. Zu vielseitig ist die ethnische und nationale Herkunft, zu unterschiedlich die Hintergründe bezüglich Bildung oder Glaubensrichtung der Muslime, die im Kanton Zug rund sieben Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. Das Bekenntnis zum Islam nimmt verschiedene Formen an, die religiösen Praktiken weisen eine grosse Palette individuell gefärbter Ausprägungen auf. So ist aus Untersuchungen bekannt, dass je nach Glaubensrichtung nur etwa 10 bis 30 Prozent der Musliminnen und Muslime eine Moschee besuchen. Und das Bild bestätigte diesen Eindruck: es war nur eine Handvoll Personen, die am Mittagsgebet teilnahmen, an der Diskussion waren weit mehr Musliminnen und Muslime dabei.
Die Ablehnung der Mehrheitsgesellschaft
Sadija Demic, Ehefrau des Imams und ausgebildete Religionslehrerin, stellte ganz am Anfang klar: „Ich fühle mich als Frau nicht unterdrückt.“ Valentina Smajli, Präsidentin des Integrationsnetz Zug, vertrat dazu als junge in der Schweiz aufgewachsene Muslima eine etwas andere Position: Sie wünscht sich eine „zeitgemässe“ Auslegung des Korans und eine Neuinterpretierung der Stellung der Frau im Islam.
Eljub Ramic, ehemaliger Jugendgruppenleiter der bosnischen Gemeinschaft, hatte sich bis zur Minarett-Initiative gut integriert gefühlt. Er, der seit seinem 9. Altersjahr in Zug lebt, bekommt heute eine gewisse Ablehnung der Mehrheitsgesellschaft zu spüren. Das mache ihn nachdenklich und auch traurig.
Wie wird der Koran ausgelegt?
In der lebhaften Diskussion ging es häufig um Fragen der Auslegung des Korans. Sowohl die Vertreter der Ahmadiyya-Bewegung aus Zürich wie auch der Imam der bosnischen Moschee Steinhausen betonten, dass eine Entwicklung und Anpassung notwendig sind. „Es braucht einen flexiblen Koran“, meinte etwa Walid Tariq Tarnutzer, der als 19jähriger zum Islam konvertierte und heute der Mahmut-Moschee in Zürich vorsteht. In einigen Auslegungsfragen fand man keine Einigkeit. Einig war man sich jedoch, dass auch die „Muslime reformiert werden müssten“. Praktiken wie Zwangsheiraten oder Genitalverstümmelungen beruhen weitgehend auf überkommenen Traditionen, werden aber zu oft im Namen des Islams ausgeübt. Angesagt ist daher ein gemeinsames Auftreten von Vertretern verschiedener Glaubensrichtungen, um sich von solchen Praktiken zu distanzieren.
Mehr Toleranz gefordert
Max Gisler, der auch die Grussworte des Gemeinderates Steinhausen überbrachte, plädierte für Offenheit zwischen Mehrheit und Minderheit: „Für eine erfolgreiche Integration braucht es Toleranz.“ Auch Stadtpräsident Dolfi Müller wünschte sich weitere Massnahmen, die integrationsfördernd wirken. Mit der vom Integrationsnetz Zug seit Monaten geplanten Aktion werden ab Januar im ganzen Kanton Zug Plakate zum Islam im öffentlichen Raum aufgestellt. Zudem kann zur Zuger Islam-Charta bis Ende Februar 2010 Stellung bezogen werden (Infos unter www.inz.ch/islam).