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Das eindrücklichste Kriegsereignis im Zugerland

15. März 2004
Eine fliegende Festung B-17G der US-Luftwaffe musste nach einem Volltreffer über deutschem Gebiet am 16. März 1944 im Zugersee notlanden. Über verschiedene Kanäle bestehen bis heute Kontakte zu den Überlebenden der Besatzung. Aus Anlass der 60. Wiederkehr des tragischen Ereignisses hat der Stadtrat von Zug an die noch lebenden Crewmitglieder ein Erinnerungsschreiben gesandt.
Nie während der blutigen Auseinandersetzungen des Zweiten Weltkrieges war das Zugerland dem Krieg näher als am 16. März 1944. Um die Mittagszeit tauchte über dem Zugersee eine bis anhin in unserer Gegend noch nie gesehene Flugmaschine auf. Es handelte sich um eine sog. Fliegende Festung vom Typ B-17G, pilotiert vom Amerikaner Robert Meyer. Auf dem Gebiet der Gemeinde Baar sprang die Besatzung mit Fallschirmen ab, wobei sich Leutnant Robert Williams tödliche Verletzungen zuzog. Zwei weitere Mitglieder der Besatzung wurden verletzt ins Asyl Baar gebracht. Der Pilot steuerte die Maschine anschliessend in einem weiten Bogen über Cham Richtung Zugersee, wo ihm in der Nähe des Ufers vor der Zuger Altstadt eine von vielen Schaulustigen bewunderte Notwasserung gelang. Die amerikanischen Soldaten wurden anschliessend in verschiedenen Schweizer Lagern interniert und kehrten noch vor Kriegsende in ihre Heimat zurück.

Bomber Schaffner schreibt Geschichte
In den Vereinigten Staaten bildete sich nach 1945 eine Organisation mit dem Namen „Swiss Internees Association“. Die Gesellschaft verfügt über ein eigenes Publikationsorgan, in welchem regelmässig auch Berichte zu neuen Forschungen über den Zweiten Weltkrieg erscheinen. Kontaktleute aus allen Landesgegenden der Schweiz halten auch Beziehungen untereinander aufrecht. So bildet das Schicksal der US-Maschine noch heute Gesprächsstoff. Das im Zugersee gewasserte Flugzeug wurde 1952 in einer spektakulären Aktion unter der Leitung von Martin Schaffner aus Suhr gehoben. Der als „Bomber-Schaffner“ bekannt gewordene Unternehmer stellte nach der Bergung den Flugapparat an seiner Tankstelle in der Kollermühle aus. Später konnte dieser an Schaffners Wohnort in Suhr bestaunt werden. Zuletzt war die Maschine in St. Moritz Bad zu sehen, wo sie schliesslich abgewrackt wurde. Unzählige Bestandteile hatten bis dahin bereits den Weg zu neuen Besitzern gefunden.

Kontakte über den Atlantik
Auch nach dem Untergang des Bombers bestanden zahlreiche persönliche Kontakte weiter. In unserem Gebiet sind es vor allem der ehemalige Stadtpolizist Werner Binzegger in Zug und Bruce Baur aus Baar, der viele Jahrzehnte in den Vereinigten Staaten lebte, die unermüdlich diese Kontakte pflegen. Ihrer Initiative war es zu verdanken, dass die Reisecrew der „Swiss Internees“, die am 6. August 1996 die Schweiz besuchte, auch Baar und Zug in das Programm einbezog. Von den ehemaligen Besatzungsmitgliedern des US-Bombers waren Jarrell Legg und Charles W. Page unter den Reiseteilnehmern. Die Gruppe wurde durch die Gemeindebehörden von Baar und Zug willkommen geheissen, und es fanden Begegnungen mit Zeitzeugen von 1944 statt. Privat hielten sich die beiden Amerikaner Ende August 1996 nochmals im Kanton Zug auf. Kurze Zeit später wurde bekannt, dass der Pilot der Maschine, Robert Meyer, am Tag des Besuchs seiner ehemaligen Kollegen in Zug, seiner schweren Krankheit erlegen war.

Erinnerungsschreiben des Stadtrates von Zug
Erneut gaben die beiden Förderer der Kontakte zu den US-Internierten, Bruce Baur und Werner Binzegger, den Anstoss, aus Anlass der 60. Wiederkehr des Ereignisses zu gedenken. Der Stadtrat von Zug sandte in diesen Tagen ein offizielles Erinnerungsschreiben an Jarrell Legg und Charles W. Page und drückte darin nochmals den Dank der Bevölkerung aus für die in schweren Zeiten erbrachten Leistungen. Insbesondere nahm er Bezug auf den Besuch 1996, der es den Beteiligten ermöglicht habe, unser Land unter angenehmeren Umständen als 1944 kennen zu lernen.

Dr. Christian Raschle, Stadtarchivar von Zug