Kopfzeile

close

Kontaktdaten

Stadtverwaltung Zug
Stadthaus
Gubelstrasse 22
6301 Zug
Map

Öffnungszeiten Stadtverwaltung:

Montag bis Freitag

08.00 bis 12.00 / 13.30 bis 17.00 Uhr

Inhalt

Inhalt

Thomas Sevcik: Aus dem Osten kommt nicht nur Sushi auf uns zu

17. November 2015
Mehr Pflichten, weniger Freiheit, vielleicht sogar weniger Demokratie: Der Architekt und Strategieberater Thomas Sevcik legte gestern im Casino dar, was eine «Asiatisierung» des Westens konkret bedeuten könnte.
«Für die Chinesen ist der Aufstieg zur wirtschaftlichen Weltmacht eine Rückkehr zur Normalität. Sie sehen die vergangenen 300 Jahre, in denen der Westen dominierte, als kurze Ausnahme in der Geschichte», sagte Thomas Sevcik in seinem Einführungsreferat an der Veranstaltung «Zuger Dialoge» im Theater-Casino. Sevcik berät weltweit Städte in Strategiefragen und wohnt und arbeitet in Hongkong, Los Angeles und Zürich. Aufgewachsen ist er in Mettmenstetten, in Zug hat er die Kantonsschule besucht und kurze Zeit gelebt.

Sevcik widmete sich ausführlich der Frage, ob nebst asiatischen Produkten – Autos, Sushi, Roboter – auch Werte aus dem Fernen Osten in unserer Gesellschaft einziehen. Die kulturellen Unterschiede seien zum Teil eklatant. Während im Westen das Individuum im Zentrum stehe, sehe sich im Osten der einzelne Mensch als Teil der Gemeinschaft, die an erster Stelle komme. Und während der Westen nach äussere Freiheit strebe, nach einem selbstbestimmten Leben geschützt vor der Willkür des Staates, habe im Osten die innere Freiheit eine grössere Bedeutung. «Die Leute in China arbeiten an der eigenen Unzulänglichkeit und wollen eine innere Zufriedenheit erreichen, wodurch äussere Lebensumstände weniger wichtig werden.» Deshalb seien Staatsformen, die wenig Mitsprache der Bürgerinnen und Bürger erlauben, auch weitgehend akzeptiert.

Was geschieht, wenn die Werte Asiens nach Europa kommen? Thomas Sevcik könnte sich vorstellen, dass gerade in südeuropäischen Staaten die Bereitschaft steigen könnte, Freiheiten und demokratische Rechte zu opfern, um wirtschaftliche Stabilität und Sicherheit zu gewinnen. «Gelenkte Demokratie nach asiatischem Vorbild halte ich im Mittelmeerraum nicht für ausgeschlossen.» Auf kultureller Ebene sieht er den westlichen Jugendkult auf dem Rückzug, auch unter dem Einfluss des Ostens, wo das Primat des Alters herrscht.

Zug habe stark von der Amerikanisierung profitiert, er erinnere an die Unternehmen Bourne und Marc Rich, die hier ansässig wurden. Wolle Zug «das Narrativ der weltoffenen Stadt fortschreiben», so Thomas Sevcik abschliessend, müsse sie auch asiatischen Einwanderern und ihren Werten gegenüber zugänglich und offen sein – auch wenn das schwieriger sei als bei Geschäftsleuten aus den Übersee, die uns kulturell näher seien als die Menschen in Asien.

Veranstaltungsreihe «Zuger Dialoge»
Das Gespräch mit Thomas Sevcik war die 14. Ausgabe der Veranstaltungsreihe Zuger Dialoge der Stadt Zug. Darin nehmen prominente Fachleute im Gespräch mit dem Zuger Kommunikationsberater Werner Schaeppi zu aktuellen Themen Stellung. Zu den Gästen gehörten bisher unter anderen Roger de Weck, Peter von Matt, Kurt Imhof und Reiner Eichenberber.


Thomas Sevcik
Thomas Sevcik im Gespräch mit Werner Schaeppi.
Auf Social Media teilen