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Stadthaus
Gubelstrasse 22
6301 Zug
Öffnungszeiten Stadtverwaltung:
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Eine Epoche ging zu Ende
Güsel, Abfall, Kehricht, Altlasten, Müll und weitere Begriffe sind Beweis dafür, dass die Entsorgung von verbrauchten Konsumgütern die Gesellschaft immer wieder beschäftigt. In der vorindustriellen Zeit wurden ausschliesslich organische Produkte hergestellt, die sich auf natürlichem Weg abbauen liessen. Diese Überlegung leitete auch die Verantwortlichen in der Stadt Zug. Im Ehgraben (Schissigässli), der die beiden Teile der Altstadt trennt, sorgte ein Ferkel für die Verwertung der menschlichen und tierischen Abfälle, bis das Tier zu gewichtig war und sich im engen Raum nicht mehr bewegen konnte, so dass eine Nachfolgerin diese Aufgabe ebenfalls befristet übernehmen musste. Regenfälle sollten die Restabfälle entlang der Rinne in den Schwanenplatz und von dort in den Zugersee schwemmen. Der Hygiene wurde dabei wenig Beachtung geschenkt, weshalb auch in Zug in regelmässiger Folge Hygienekrankheiten wie Ruhr, Cholera und Typhus auftraten. Auch von Pestepidemien blieb die Kleinstadt nicht verschont.
Neue Errungenschaften in der Stadt Zug
Das beschauliche Städtchen Zug vergrösserte zwischen 1850 und 1880 die Einwohnerzahl von 3302 auf 4805 Einwohner. Der Eisenbahnanschluss nach Zürich und Luzern, der Bau neuer Hotels auf dem Zugerberg, die Ansiedlung von Industriebetrieben, die Gründung der kantonalen Industrieschule, heute Kantonsschule Zug, und vor allem die durch die Bundesverfassung vorgeschriebene Schaffung einer Einwohnergemeinde mit weitreichenden Kompetenzen förderten die Entwicklung. 1884 erbrachte der initiative Besitzer des Hotels Löwen, Albert Uttinger, mit der Inbetriebnahme der ersten Telefonleitung von seinem Hotel in das ebenfalls ihm gehörende Hotel Schönfels auf Zugerberg und mit dem Einbau der ersten elektrischen Edison Glühlampen im Hotel Löwen zwei Pionierleistungen. Im gleichen Jahr nahm eine geregelte Kehrichtabfuhr in der Stadt Zug ihren Anfang.
Eine Motion in der Einwohnergemeindeversammlung als Auslöser
Langsam veränderten sich auch die Konsumgewohnheiten, denn die Eröffnung von Geschäften, die unterschiedliche Sortimente anboten, erweiterte die Palette der Produkte. Gleichzeitig verlor der traditionelle Markt, der die Stadt Zug seit Jahrhunderten geprägt hatte, an Bedeutung. 1882 griff Hauptmann Franz Müller an der Einwohnergemeindeversammlung das Thema Abfallentsorgung auf, weil Klagen laut wurden, der Kehricht werde auf den Strassen deponiert. Die dadurch hervorgerufene mangelnde Hygiene gefährde die Gesundheit der Bewohner, befürchteten zeitgenössische Beobachter. 1884 entschied der Stadtrat, dass in der inneren und äusseren Altstadt jeweils am Samstag und vor Feiertagen der Kehricht einzusammeln sei. Die Bevölkerungsdichte ausserhalb der Ringmauern war mit Ausnahme der Vorstadt noch gering. Es war wohl schicksalshaft, dass ausgerechnet dieser Stadtteil durch den Seeeinbruch vom 5. Juli 1887 in seiner Entwicklung massiv betroffen wurde. Der Zuger Stadtrat übertrug die Abfalltransporte periodisch einem privaten Fuhrhalter, dem als Hilfskraft ein Stadtarbeiter beigesellt wurde.
Reglement für den Fuhrhalter
In den folgenden Jahren wurde das Abfuhrwesen zeitlich verdichtet. Zwischen April und Oktober wurde der Abfall zweimal eingesammelt, neu auch am Mittwoch. Aufgaben und Pflichten des Fuhrhalters waren in einem Reglement festgehalten. Die Transporte mussten am Mittwoch mit zwei, am Samstag mit drei Zweispännern mit genügend grossem Wagen erfolgen. Pro Zweispänner stellte das Stadtbauamt einen Stadtarbeiter zur Verfügung. Trotz behördlicher Vorschriften blieb die nun widerrechtliche private Entsorgung ein Problem. Beliebt war der Siehbachplatz, aber die erfinderischen Zuger fanden auch weitere für sie passende Orte, so dass sich der Stadtrat gezwungen sah, Bereiche zu definieren, an denen neben der öffentlichen Abfuhr auch private Deponien erlaubt waren. Zu diesem Zweck liess der Stadtrat auch Aufschüttungen am Ufer des Zugersees vornehmen, was zu Auseinandersetzungen mit dem Kanton, dem Eigentümer des Sees, führte.
Das Zeitalter «Patent Ochsner» hält Einzug
Die Strassen waren zumeist ungeteert, weshalb jede Durchfahrt eines Fuhrwerkes eine starke Staubentwicklung nach sich zog. 1912 bewilligte der Stadtrat den Betrag von Fr. 2760.- für die Anschaffung eines Fuhrwagens nach dem Patent des Zürcher Wagenbauers Jakob Ochsner, womit Zug eine der ersten Schweizer Städte war, die auf das neue System setzten. Ochsner hatte zudem den damals noch viereckigen Ochsner-Kübel entwickelt. Gedeckt war auch der Kehrichtwagen, der eine spezielle Vorrichtung für die Entleerung des Kübels enthielt. Das Gefährt wurde von einem Zweispännerwagen gezogen. Für die Bedienung der höher gelegenen Stadtquartiere, die nun auch in den Rayon einbezogen waren, wurde weiter ein offener Kehrichtwagen eingesetzt, weil das schwere Ochsnergefährt die Steigungen nicht überwinden konnte. Wie früher bei den ledernen Löscheimern, die jeder Haushalt zur Brandbekämpfung besitzen musste, sollte dies auch beim Ochsnerkübel der Fall sein. Weil nicht alle Personen den Betrag hierfür aufbringen konnten, befürchtete die städtische Gesundheitskommission Folgen für die Hygiene. Die Stadt überliess solchen Einwohnern gegen eine wöchentliche Gebühr den Kehrichtkübel, bis er abbezahlt war.
Erfolge und Probleme in der Abfallentsorgung
Das System Ochsner wirkte überzeugend, so dass ab 1920 das noch dünn besiedelte Hertiquartier und seit 1927 Oberwil von der regelmässigen Abfuhr bedient werden. 1931 ging die Epoche der pferdebespannten Fuhren zu Ende und die Stadt kaufte den ersten Ochsner- Kehrichtwagen. Zusätzlich war noch ein kleineres, offenes Kehrichtfahrzeug im Einsatz. 1947 lieferte die Firma Jakob Ochsner AG in Zürich ein «Grossraum-Kehrichtautomobil, Typ 2». Im Laufe der Jahre und bei zunehmendem Wachstum der städtischen Bevölkerung wurde der Wagenpark der Abfallfahrzeuge erweitert. Anderseits dauerte der Kampf gegen wilde Deponien an, wobei die Stadt nicht nur mit Privaten im Clinch lag, sondern auch mit der Korporation und dem Kanton Zug. Die Stadt betrieb Deponien ausserhalb des Gemeindegebietes, so in Baar-Büessiken und Unterägeri. 1964 eröffnete der Kanton die Deponie Baarburg und erlaubte den Gemeinden die Ablagerung des Kehrichts, bis sich die Wasserversorgung der Stadt Zürich wegen verunreinigtem Trinkwasser beschwerte. Die Deponie wurde 1981 geschlossen, der Mülltransport erfolgte fortan für alle Zuger Gemeinden über die Kehrichtverladestation (KUST) in Sihlbrugg in die Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) Winterthur.
Der Abfall bereitet Sorgen
1964 legte der Stadtrat dem Grossen Gemeinderat der Stadt Zug (GGR) ein Projekt für den Bau einer Kehrichtverbrennungsanlage vor. Eine Spezialkommission evaluierte mehrere Standorte und präsentierte 1968 ein Projekt. Gegen den ausgesuchten Standort Friesencham erwuchsen verschiedene Widerstände, so dass sich der Kanton der Entsorgungsplanung annahm, die schliesslich 1991 in den beabsichtigten Bau einer Innerschweizer Kehrichtverbrennungsanlage im Fänn in der Schwyzer Gemeinde Küssnacht am Rigi mündete. 1993 lehnten die Stimmenden der Stadt Zug die Beteiligung an diesem überregionalen Projekt ab.
Vom Scherbenhaufen zur ZEBA
Damit war das Abfallproblem in keiner Weise gelöst. Eine um 2000 herum entstandene Situationsaufnahme des kantonalen Amtes für Umweltschutz zeigte, dass die Stadt Zug zeitweise auf ihrem Territorium acht Güseldeponien betrieben hatte, dazu kamen noch vier aussergemeindliche Standorte. Der 1993 neu gewählte erste Zuger Stadtökologe Emil Stutz, selber in der Stadt Zug aufgewachsen, erarbeitete ein Konzept für die Trennung des Abfalls und wenn möglich dessen Wiederverwertung, so wie er dies an seinem früheren Wirkungsort Kloten erfolgreich umgesetzt hatte. Der Ökihof fand und findet bei der Zuger Bevölkerung hohen Zuspruch. Politik und Fachleute arbeiteten eng zusammen und schufen 1996 den Zweckverband der Zuger Einwohnergemeinden für die Bewirtschaftung von Abfällen (ZEBA). An dessen Spitze steht seit Beginn Hans-Ulrich Schwarzenbach. Die Stadt Zug besitzt seit vielen Jahren keine Deponie mehr, und nun werden ab 2016 auch die Transporte für die Entsorgung von ausserkantonalen Dienstleistern ausgeführt. So wird sich jene Szene nicht mehr wiederholen, als in der Fadenstrasse ein städtischer Kehrichtwagen die Strasse blockierte, was einen dahinter wartenden Automobilisten derart nervte, dass er auf die Hupe drückte, worauf der städtische Arbeiter sich umdrehte und laut ausrief: «Chasch nid warte, (Kraftausdruck), gseesch jo, das i nid cha flüüge.»
Neue Regelung ab 2016
Der Zweckverband der Zuger Einwohnergemeinden für die Bewirtschaftung von Abfällen (ZEBA) hat die bisher vom Bauamt (Werkhof) der Stadt Zug erbrachten Dienstleistungen ausgeschrieben. Ab 1.Januar 2016 sind in der Stadt Zug drei verschiedene Firmen für Strassensammlungen zuständig. Die Heggli AG sammelt Papier und leert die Unterflur-Container, die Bruno Leisibach AG sammelt wöchentlich Grüngut und die K. Müller AG wird wöchentlich die Gebührensäcke sammeln und die Gewerbecontainer leeren. Die Sammeltage für Grüngut wurden auf Dienstag, Mittwoch und Donnerstag verlegt. Weitere Informationen für die Abfalltouren finden Sie im Entsorgungsmerkblatt 2016.