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Wir sind Zug: Interview mit Stadtpräsident Christoph Luchsinger

21. September 2006
Die Auftaktveranstaltung von „wirsindzug“ stiess bei der Zuger Bevölkerung auf reges Interesse. Die Plätze im Saal des alten Casinos waren bis auf wenige Plätze besetzt. Fernsehmoderator Röbi Koller befragte Stadtpräsident Christoph Luchsinger zu Themen der Stadtentwicklung, Wirtschaft, Kultur und Bevölkerung. Röbi Koller: Der Stadtrat hat die Legislaturziele schon vor knapp vier Jahren festgelegt. Schon damals wurde die Zentrumsentwicklung als ein wichtiger Punkt erkannt. Was hiess das im Detail?
Christoph Luchsinger: In den «Zielen des Stadtrates» hielten wir fest, dass sich Zug vor allem qualitativ und weniger quantitativ entwickeln soll. Im Wortlaut hiess dies: „Der Zuger Stadtrat will zusammen mit dem Stadtparlament, den Parteien und den engagierten Einwohnerinnen und Einwohner in den nächsten vier Jahren die Attraktivität der Stadt als Lebensraum, Wirtschaftsraum, Freiraum und Kulturraum qualitativ spürbar verbessern.“ Wir gaben damals zwei Stossrichtungen die nötigen Impulse. Eine Stossrichtung beinhaltete explizit die Erhöhung der Qualität der Innenstadt als Kern einer ausgewogenen Stadtentwicklung. Eigentlich geht es der Stadt Zug gut. Die Steuersituation ist gut, die wirtschaftliche Situation ist ausgezeichnet. Nur der Verkehr scheint eine Herausforderung darzustellen. Warum scheint gerade jetzt Handlungsbedarf gegeben?
Christoph Luchsinger: Handlungsbedarf gibt es in der heutigen schnelllebigen Zeit eigentlich immer. Aber Zug steht gut da, und wir wllen nicht einfach die Behauptung des Leidensdrucks heraufbeschwören. Wir haben daher ein spezialisiertes Unternehmen beauftragt, ein Standortstärken- und Schwächenprofil zu machen. Und dies in allen Bereichen des Lebens, von Kultur bis Gesundheit, von Erziehung bis zum Sport. Es kristallisierten sich zwei Projekte heraus, eines davon war das Thema Innenstadt. Dabei geht es nicht um raumplanerische oder baugesetzliche Belange, sondern vielmehr um das Leben in dieser Stadt und um das Ausloten von Qualitäten und Aktivitäten.. Die Entwicklungsgruppe nahm ihre Arbeit vorgängig auf. Was passiert jetzt und was muss man sich unter dem Namen „wirsindzug“ vorstellen?
Christoph Luchsinger: Wir diskutierten in dieser Entwicklungsgruppe natürlich auch, wie die Mitwirkung erfolgen soll. Der Stadtrat legt die Rahmenbedingungen fest: Nicht nur das Parlament sollte daran beteiligt sein, sondern auch die interessierten Kreise der Bevölkerung. Man kann sich die die Stadt und ihre Freiräume als eine Bühne des städtischen Lebens vorstellen. Während das Baudepartement und die zuständigen Behördenmitglieder sich vor allem mit der Planung der Stadt befassen, zielt die Entwicklungsgruppe «wirsindzug» auf die Bühne und ihren Akteuren. Heisst dies jetzt, dass alle mitreden können?
Christoph Luchsinger: Das heisst, dass innerhalb des Projektes tatsächlich alle aufgefordert sind, mitzureden und mitzudenken. Innerhalb dieses Projektes kann die Zuger Bevölkerung aktiv in Arbeitsgruppen mitwirken. Dies birgt aber auch gewisse Gefahren. Wenn einzelne Projekte nicht verwirklicht werden können, werden zwangsläufig Einwohnerinnen und Einwohner enttäuscht werden. Und viele gute und ernst gemeinte Projekte lassen sich nicht umsetzen.
Christoph Luchsinger: „wirsindzug“ ist ein Experiment. Auch können wir der Bevölkerung keine fertigen Rezepte präsentieren. Wir wollen die Bevölkerung vielmehr zur Zusammenarbeit motivieren, sich in einer solchen Arbeitsgruppe zu engagieren und somit einen wesentlichen Beitrag zu leisten. Wenn alles klappt, sollte diese ganze Arbeitsvielfalt schliesslich als Schneeballeffekt weitergeführt werden. Gewisse kleinere Ideen sind ja heute schon realisiert. Da werden im Nachhinein Beispiele aufgeführt. Wie sehen diese Ideen aus?
Christoph Luchsinger: Die Standortanalyse hat einige Schwerpunkte gezeigt, die ausbaufähig und verbesserungswürdig sind. Daher werden Aktivitäten auch ausserhalb des eigentlichen Baus eine gewichtige Rolle spielen. Es spielt zum Beispiel eine Rolle, wie man eine bessere Verbindung zwischen geschäftlichem Zentrum und dem eigentlichen kulturellen Zentrum der Stadt, der Zuger Altstadt, zu meistern versucht. Zug hat diese Spezialität, dass zwischen der Äusseren und Inneren Altstadt praktisch alle kulturellen Institutionen beheimatet sind. Das gesellschaftliche und kulturelle Leben spielt sich also praktisch auf nur 300 Quadratmetern ab. Dies ist eine Chance für diese Stadt und verdient unsere Aufmerksamkeit. Sie rufen die Bevölkerung zur Mitgestaltung auf. Heisst das, dass der Stadtrat seine Hausaufgaben nicht gemacht hat?
Christoph Luchsinger: Der Stadtrat hat seine Hausaufgaben insofern erledigt, als dass er eine ganze Reihe von Entwicklungsschritten in der Zentrumsfrage anging. Der Postplatz zum Beispiel beschäftigt uns schon seit drei Jahren, und wir entwickeln interessante Lösungen. Wenn man von Verbindungen redet, dann muss man sich fragen, wie die Stadt erreichbar ist, wie ich in die Stadt komme, in die Mitte zwischen Alt und Neu. Diese Themen beschäftigen den Stadtrat und den Grossen Gemeinderat und sollen auch von der Bevölkerung diskutiert werden. Es scheint, dass hier jetzt ein neuer Weg gefunden wird, der auf einem breit abgestützten Fundament steht. Werden neue Möglichkeiten der Optimierung gesucht, den Weg in der Vertikale von unten her anzugehen?
Christoph Luchsinger: Solche Mitwirkungsverfahren gab es schon früher. Daran kritisiert wurde, dass Projekte häufig in die Schubladen verschwanden. Dieser Kritik versuchen wir zu begegnen, indem wir ein strukturiertes Vorgehen wählen und nicht einfach vordenken, sondern eine eigentliche Mitwirkung aller Beteiligten erreichen wollen. Sie erwähnten auch den Spagat zwischen Kreativität und Ökonomie, Vieles, was in Zug geschieht, unterliegt den Regeln der Wirtschaft, die tiefen Steuern zum Beispiel. Wie will man diesen Graben überwinden?
Christoph Luchsinger: Ganze Bereiche und Formen der Kreativität und der dazu gehörenden Ideen haben oft nicht viel mit Ökonomie zu tun. Es sind vielfach nicht teure oder unökonomische Ideen, sondern es ist einfach so, dass man sehr oft vor kreativen Ideen zurückschreckt. Aber man muss wissen, dass man in dieser Stadt natürlich schon in einem ökonomisch-kreativen Spagat lebt. 27’500 Arbeitsplätze stehen 24’500 Einwohnern gegenüber. Dies ist die Grössenordnung eines Spannungsfeldes, das in dieser Form in anderen Städten dieser Grössenordnung nirgends existiert. Es ist nicht auszuschliessen, dass eine Stadt mehrere Konfrontationen vereint, auch andere Städte haben die gleichen Probleme. Das sieht man bei uns in der Altstadt und auf dem Landsgemeindeplatz. Da stehen sich begeisterungsfähige und feiernde Jugendliche den älteren, gemächlicheren Generationen gegenüber, die lieber einmal am Abend Ruhe haben möchten. Ein weiteres Beispiel wäre der Verkehr, der auch immer wieder zu reden gibt. Mit solchen Spannungssituationen heisst es umzugehen lernen und Lösungsansätze zu finden. Zu solchen Lösungsansätzen sind die Gruppen der interessierten Bevölkerung eingeladen. Sie können jedoch als abtretender Stadtpräsident diese Gremien nicht weiterleiten. Bedauern Sie das?
Christoph Luchsinger: Ich werde selbstverständlich mit grossem Interesse diese Arbeit weiter verfolgen. Aufgezeichnet von Roman Weber