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Trauerrede von Stadtpräsident Christoph Luchsinger
Liebe Trauerfamilien,
sehr geehrte Mittrauernde,
In dieser kleinen Stadt, in diesen kleinen Gemeinden, in diesem kleinen Kanton sind wir, sind alle Menschen Nachbarn. Nachbarn, seit letzten Donnerstag zur Gemeinschaft zusammengerückt, Schutz suchend ob der schrecklichen Gewissheit, unsere Eigenen verloren zu haben als Opfer blindwütiger Gewalt. Zur Gemeinschaft geworden in der alle Menschen in Betroffenheit, in Schmerz und Trauer Nähe suchen und finden, in der Stille, mit Lichtern, die das Dunkel ein wenig erhellen mögen.
Wir, die Menschen, die alle Nachbarn sind, suchen auch an diesem Herbstmorgen Schutz und Nähe in der Gemeinschaft, unter dem Dach unserer Gotteshäuser, in der Gewissheit der nachbarschaftlichen Solidarität des ganzen Schweizer Volkes, in der Gewissheit der Mittrauer unserer Nachbarländer, in der Gewissheit des Mitfühlens aller Menschen dieser Welt, die guten Willens sind. Wir finden zusammen in der Trauer, um unsere Nachbarn, Frauen und Männer deren Leben Menschenhand ausgelöscht hat, inmitten ihres überzeugten Tuns für jeden von uns. Inmitten ihres Schaffens in einem Milizparlament, inmitten ihres Handelns als Mitgestalter einer direkten, einer offenen demokratischen Grundordnung. Frauen und Männer, denen Politik nicht Beruf war, schon eher Berufung, denen ein politisches Amt nicht individuelle Macht in Aussicht gestellt hat, sondern das Bohren jener dicken Bretter der Demokratie, das nur vom Glauben an dieses, unser Land getragen wird.
Wir suchen heute Schutz in der Gemeinschaft in Stunden der Erschütterung unseres Selbst- und Weltverständnisses, in Stunden innerer Unordnung und Finsternis. Wir suchen die Nähe unserer Nachbarn, die Nähe der Hinterbliebenen, denen ihr Wichtigstes genommen wurde ohne eine Antwort auf das Warum. Wir suchen die Nähe der Verletzten, die mit den Ihren um ihr Leben und ihre Gesundheit kämpfen. Wir suchen die Nähe der Überlebenden, deren Innerstes aufgewühlt von jenen Bildern des Schreckens zurückbleibt. Wir suchen den dankbaren Blick in die Augen der Rettungsleute, die in unsagbarem Schmerz ihre eigenen, verletzten Nachbarn zu bergen hatten, in übermenschlicher Aufopferung und doch im Wissen, dass in unseren Krankenhäusern Menschen am Werk sind, die alle Kraft und alles Können zur Rettung eben dieser, eben ihrer Nachbarn aufbringen.
Wir sind heute in dieses Haus und in diese Gemeinschaft getreten in der Hoffnung, dass uns Kraft gegeben werde, um Sorge zu tragen.
Sorge zu tragen zu den Trauernden und den Verzweifelten auf ihrem Weg zur Zuversicht.
Sorge zu tragen zu den Verletzten, beistehend im Kampf um ihr Leben und um innere und äussere Gesundheit.
Sorge zu tragen zu den seelisch geschundenen Überlebenden und allen Hilfeleistenden auf dem gemeinsamen Pfad zur Vernarbung ihrer Wunden.
Wir suchen Halt und Kraft um Sorge zu tragen, zu unserer nachbarschaftlichen Gemeinschaft,
Sorge zu tragen zum Keim der Solidarität, der seine Blätter in diesen Stunden hat ans Licht treten lassen,
Sorge zu tragen zu Offenheit und Selbstverständnis in der Begegnung von Volk, Gemeinwesen und Staat und zu all den Menschen, die auch in dieser schweren Zeit bereit sind, ihre Kräfte in die Bewältigung dieser Aufgabe zu setzen.
Wir suchen Halt und Kraft und Glauben um herauszufinden aus dem verworrenen Dunkel der letzten Tage, ans Licht einer anhaltenden Menschlichkeit, einer dauerhaften Bereitschaft zu Versöhnung und Toleranz. Ans Licht das uns den Weg der zuversichtlichen Ruhe zeigen möge in die Zukunft dieser grossen nachbarschaftlichen Gemeinschaft der Menschen in unserer kleinen Stadt, in unseren kleinen Gemeinden, in unserem kleinen Kanton und in unserem kleinen Land.
Christoph Luchsinger, Stadtpräsident
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